Überörtliches, wasserseitiges Praxiswochenende der Feuerwehr Möhnesee

Waldeck/Edersee – Die Leitung der Bootsgruppen Möhnesee-Günne und Körbecke luden zu einem Praxiswochenende in Waldeck am Edersee ein. Hier wurde in Kooperation mit der DLRG ein Ausbildungswochenende ausgearbeitet, welches abschließend bei allen teilnehmenden Bootsführern als äußerst hilfreich und interessant bewertet wurde. Ein dringender Wiederholungsbedarf wurde noch vor Ort mitgeteilt. Wieso? – Lest ihr hier.

Am Morgen des 23. September 2023 brachen neun Bootsführer der Feuerwehr Möhnesee mit einem ihrer neuen Rettungsboote Typ 2 nach Waldeck am Edersee zur DLRG Schulungsstätte „Hessen-Nord“ auf.

Ein intensives Schulungswochenende auf einem fremden Gewässer erwartete die Teilnehmer nach dem äußerst herzlichen Empfang durch die Kameraden der DLRG. Nach einer kurzen Einweisung in das Gelände, Beziehen der Stuben und dem zu Wasser lassen des Bootes (sog. „slippen“) ging es quasi unbemerkt direkt in die Ausbildung. 

Es galt das Boot von der Slipstelle an den Steg zu manövrieren. Garnicht so einfach bei recht starkem Wind an diesem Tag. Ein starkes Plus für die Kameraden vom Möhnesee:

Die DLRG betreibt unter anderem an diesem Standort auch den Wasserrettungsdienst am Edersee und ist in Besitz eines Bootes selbiger Bauart. Somit konnten im Laufe des Wochenendes viele Tipps & Tricks zum Bewegen des Bootes – auch im Grenzbereich – erläutert, umgesetzt und vertieft werden.

Unterstützung gab es an diesem Wochenende ebenfalls durch die Freiwillige Feuerwehr Waldeck/Hessen, welche uns für Übungszwecke eine Tragkraftspritze (TS 8/8) zur Verfügung stellten. Diese wurde auf dem Boot verlastet und in einen einsatzbereiten Zustand versetzt, um Wasser abgeben zu können. Bei einem angenommenen Böschungsbrand am Ufer des Sees staunten die Bootsführer nicht schlecht, wieviel Konzentration es Bedarf das Boot „auf Kurs“ zu halten, während ein B-Strahlrohr (400l Wasser / Min.) auf diesem Boot Wasser abgibt. Festzuhalten ist der elementar wichtigste Punkt aus diesem Übungsabschnitt: „Kommunikation innerhalb des Trupps ist – wie so oft bei der Feuerwehr – das A&O.“. „Machst du vorne das Strahlrohr zu, ohne dem Bootsführer Bescheid zu geben, kann es schnell zu Unfällen kommen.“, sagt ein Teilnehmer, welcher das Strahlrohr am Bug des Bootes bedient. Der Bootsführer ergänzt, sichtlich beeindruckt: „Ich habe den Gashebel komplett auf dem Tisch liegen gehabt und wir haben uns nicht vorwärts bewegt. Beeindruckend, was der Rückstoß des B-Strahlrohrs für eine Kraft auf dem Wasser hat.“

Für Technikinteressierte gibt es unter dem Bericht eine InfoBox mit den wichtigsten technischen Daten zum Boot und dem Trailer. 

Im Anschluss an die Löschübung stand der Umgang mit havarierten Booten auf dem Programm. Wie richte ich eine gekenterte oder gar durchgekenterte Jolle möglichst schadenfrei wieder auf? Wie schleppe ich Boote am sichersten ab? Welche Möglichkeiten der Sicherung eines Bootes gibt es und sind vorhanden? Hier wurde ein kleiner Theorieblock an der frischen Luft mit malerischem Blick über den Edersee eingeschoben und im Anschluss mit einem Praxisblock in dem unter anderem der sog. „Parallelschlepp“ geübt wurde, komplettiert.

Der weitere Verlauf des ersten Tages stand zur freien Verfügung. Aufkommende Fragen im Nachgang an den äußerst interessanten Tag, wurden von den Ausbildern bis zu später Stunde jederzeit exakt, fundiert und leicht verständlich erklärt. 

Einige Kameraden nutzten die Zeit um sich nochmal mit dem Umgang des Bootes zu festigen und fuhren nochmals raus auf den See. Immerhin erstreckt sich der Edersee bei Vollstau auf eine Länge von zirka 27km – ein nicht nur wasserseitiges Panorama, welches die Kameraden sich nicht entgehen lassen wollten. Enttäuscht wurde hier – wie den ganzen Tag über – keiner.

Mit Einbruch der Dunkelheit nahmen die Kameraden die Möglichkeit einer Fahrt auf dem See wahr.

Da Einsätze auf dem Wasser auch bei Dunkelheit keine Seltenheit sind, wurde hier die Navigation über die vorhandenen Instrumente und der Umgang mit den Beleuchtungseinrichtungen geprobt. Die blendfreie, indirekte Innenraumbeleuchtung und eine 360-Grad Umfeldbeleuchtung kombiniert mit einem leistungsstarken Suchscheinwerfer am Bug des Bootes sind hilfreich für die Bootsbesatzung. Zur Erkennbarkeit der Boote verfügen die Boote der Feuerwehr Möhnesee über entsprechende Top- und Seitenleuchten, Postionsleuchten (grün/rot) sowie schaltbares Blau-/Gelbrundumlicht in LED.

Der zweite Tag begann vor dem Frühstück für einige Kameraden mit einer morgendlichen Runde auf dem See. Vom Ufer aus konnte diese Runde jedoch nur bedingt beobachtet werden. Seichter Nebel lag über dem Edersee, welcher teilweise eine Sicht von weniger als 20m zuließ. Optimale Bedingungen für eine sog. „Instrumentenfahrt“ unter gebührender Rücksicht vor Anglern und sonstigen Hindernissen. Hier hilft dem Bootsführer unter anderem – wie bei Dunkelheit – das verbaute Echolot mit Side-Scan, Gewässerkarten und der Anzeige der Motordaten auf dem Bordcomputer.

Nach dem reichhaltigen Frühstück und einigen Fachgesprächen ging es nochmals in die Praxis um die fahrdynamischen Grenzen der Boote kennenzulernen und auszureizen. Unter Anleitung eines äußerst erfahrenen Bootsführers der DLRG wurde die Beherrschbarkeit der im Dezember 2022 ausgelieferten Boote für die Feuerwehr Möhnesee im Grenzbereich aufgezeigt und trainiert. Anfängliche Skepsis der Bootsführer, dass man diverse Manöver so mit dieser Geschwindigkeit durchführen kann, wurden durch die Ausbilder ausgeräumt und durchgeführt. „Äußerst hilfreich und Interessant, dass das alles so möglich ist.“ War das einstimmige Resümee aus dieser Einheit. Schmunzelnd blieb von den Ausbildern der DLRG hinzuzufügen „Alles unter Beachtung der persönlichen Fähigkeiten und der aktuell vorherrschenden Verhältnisse auf dem Wasser.“

Einer der häufigsten Gründe für eine Alarmierung von Einsatzkräften mit viel Gewässer: „Person in Wasser“ – ein Einsatz zur Menschenrettung, wo im schlimmsten Fall jede Sekunde zählt. Das Szenario an diesem Tag: Eine Person (in diesem Fall ein erfahrener Kamerad) trieb ansprechbar an der Wasseroberfläche und musste aufgenommen werden. Hier wurden Handgriffe trainiert, um zügig aber möglichst schonend diese Person an Bord zu bekommen. Die Boote der Feuerwehr Möhnesee verfügen hierzu über eine 92cm Breite selbstschwimmende Bugklappe ohne Abstufung zum Deck. Diese erleichtert es den Einsatzkräften – sowie auch der hilfebedürftigen Person an Bord zu gelangen – selbst wenn diese sich in einem kritischen Zustand befindet.

Zu guter Letzt haben die Einsatzkräfte einmal erfahren und am eigenen Leib spüren dürfen, wie es sich anfühlt wenn sich ein Boot in voller Fahrt einer im Wasser treibenden Person nähert und relativ nah vorbeifährt. „Ein mulmiges Gefühl, obwohl man in diesem Fall weiß, dass nichts passieren kann. Auch der Wellenschlag ist nicht zu unterschätzen.“

Es folgte das große „Reine Machen“ und das slippen des Bootes. 

Abgeschlossen wurde das Wochenende am Sonntag den 24. September 2023 mit einer ausführlichen Feedback-Runde mit allen Beteiligten, welches durchweg positiv ausfiel.

Zahlen und Fakten:

Feuerwehr: Freiwillige Feuerwehr Möhnesee

Standorte: Löschzug Körbecke (1-RTB 2-1), Löschzug Günne (2-RTB 2-1)

Boot:

Maße (Länge x Breite in m): 5,30 x 2,15

Gewichte: 420kg (Boot inkl. Grundausstattung)

674kg (Boot in fahrbereiter Ausstattung)

Zuladung: max. 7 Personen / 1000kg

Motor: 70 PS (51,5 kW), 4 Zylinder, 996ccm, wassergekühlt

Tankvolumen (in ltr.): 43

Besonderheiten: – Signalhorn

– automatische Lenzpumpen (2 Stück)

– Echolot mit Side-Scan, Gewässerkarten und Anzeige der Motordaten und Instrumente in digitaler Form

Trailer:

Zulässiges Gesamtgewicht: 1600kg

Besonderheiten: – gebremst

– höhenverstellbare Deichsel

– Ring-/Maulkupplung, sowie Kugelkopfkupplung

– elektrische Winde zur Selbstbergung mit 27m Stahlseil

– zusätzliche Abseileinrichtung

– abklappbare, wasserdichte Heckbeleuchtung

– Radkästen begehbar

– durchgehender Laufsteg auf dem Trailer

– Traversenhalterung mit Schnellauslösevorrichtung

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